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06.05.2024 von Guido Pohlmann
in Kategorie: Innenausbau

Lehm-Dünnbettmörtel der Schlüssel zum zirkulären Mauerwerk

Das Unternehmen ClayTec hat einen innovativen Lehm-Dünnbettmörtel entwickelt, der es ermöglicht, Mauersteine sortenrein zu trennen und vollständig wiederzuverwenden – und das unabhängig von der Art der Mauersteine. Dieses Produkt könnte einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Bauweise leisten.

Neue Entwicklungen im Lehmbau

Mit der Einführung der Norm für tragendes Lehmsteinmauerwerk bis zu vier Vollgeschossen (maximal 13 Meter Höhe) im Jahr 2023 wurde ein bedeutender Meilenstein für den Lehmbau gesetzt. Diese Norm eröffnet neue Möglichkeiten für tragende Bauweisen aus Lehm, einem der ältesten Baustoffe der Menschheit. In der Bundesrepublik Deutschland wird aktuell ein jährlicher Bedarf von bis zu 350.000 neuen Wohnungen prognostiziert. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wird etwa drei Viertel der fertiggestellten Wohngebäude in Mauerwerksbauweise errichtet. Bisher kommen für den Großteil dieser Gebäude jedoch herkömmliche Baustoffe wie Ziegel, Porenbeton und Kalksandstein zum Einsatz. Diese Materialien werden nach dem Stand der Technik in der Regel mit Dünnbettmörtel verklebt, was verschiedene Vorteile bietet: Das Verfahren reduziert den Fugenanteil, was nicht nur zu einer Einsparung von Baumaterial führt, sondern auch den Schall- und Wärmeschutz sowie die Winddichtigkeit des Mauerwerks verbessert. Darüber hinaus vereinfachen spezielle Verarbeitungssysteme die Arbeitsabläufe auf der Baustelle und sorgen für eine hohe Qualität des Mauerwerks.

 

Kreislauffähiges Mauerwerk: Ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit

ClayTec, ein Pionier im Bereich des Lehmbaus und Gründungsmitglied von natureplus, hat nun mit einem innovativen Lehm-Dünnbettmörtel einen Baustoff entwickelt, der eine Brücke zwischen traditionellen Lehmbauweisen und modernen Mauerwerksprodukten schlägt. Dieser Mörtel ist durch seine Wasserlöslichkeit unendlich oft wiederverwendbar. Im Gegensatz zu chemisch abbindenden Mörteln ermöglicht er eine sortenreine Trennung des Mauerwerks, wodurch die Baumaterialien nach der Nutzungsphase des Gebäudes vollständig wiederverwendet werden können. Voraussetzung dafür ist, dass auch beim Verputz des Mauerwerks ein wasserlösliches Material, wie beispielsweise Lehmputz, zum Einsatz kommt. Diese Kombination ermöglicht es, gebrannten Steinen ein „zweites Leben“ zu geben, da sie nach der Demontage einfach gereinigt werden können, ohne dass die Steine dabei beschädigt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Mörteln, bei denen Mauersteine meist nur noch in Downcyclingprozessen weiterverarbeitet werden können, bietet der Lehm-Dünnbettmörtel von ClayTec eine umweltfreundliche Alternative. „Die Umweltperformance dieser bewährten und leistungsfähigen Massivbaustoffe wird durch den Lehm-Dünnbettmörtel völlig neu definiert“, äußert sich ClayTec selbstbewusst über sein neues Produkt.

Materialzusammensetzung und Anwendungsmöglichkeiten

Der Lehm-Dünnbettmörtel von ClayTec besteht aus einer Mischung von Sand (bis 1,0 mm), Baulehm, Talkum, Perlite, Pflanzenfasern und Zellulose. Diese Zusammensetzung wurde vom eco-INSTITUT Köln auf Schadstoffe und Emissionen geprüft und als unbedenklich eingestuft. Der Mörtel wird als trockene Fertigmischung angeliefert und ist speziell für das Verkleben von ausreichend ebenen Mauersteinen und Planblöcken in nicht tragendem Innenmauerwerk ohne Brandschutzanforderungen entwickelt worden. Für die Anwendung können gängige Systeme wie Dünnbett-Mörtelschlitten, Mörtelrollen oder Auftragswalzen verwendet werden, was den Verarbeitungsprozess für die Baufachleute erleichtert. Aufgrund der Wasserlöslichkeit des Mörtels ist es jedoch notwendig, bei der Verwendung einen wasserfesten Sockel mit einer Horizontalsperre einzusetzen, um die Dauerhaftigkeit des Mauerwerks sicherzustellen.

Ausblick: Lehm-Dünnbettmörtel für den tragenden Mauerwerksbau und den Hochbau

ClayTec arbeitet derzeit intensiv daran, die Anwendungsmöglichkeiten seines Lehm-Dünnbettmörtels weiter auszudehnen. Im Rahmen des Projekts „ReMau“, das über zwei Jahre läuft und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird, investieren ClayTec, die Technische Universität Dortmund und das Ingenieurbüro Brauer aus Dormagen in die Weiterentwicklung dieses innovativen Baustoffs. Das Ziel ist es, den Lehm-Dünnbettmörtel auch für tragende Mauerwerke und den Hochbau nutzbar zu machen.

Im Projekt „ReMau“ übernimmt die TU Dortmund eine zentrale Rolle, indem sie unter anderem Untersuchungen zur Schwindung des Lehm-Dünnbettmörtels durchführt. Darüber hinaus soll die Universität den zerstörungsfreien Rückbau des Mauerwerks im großen Maßstab erproben. Dabei werden verschiedene Szenarien analysiert, um geeignete Techniken, Geräte und Abläufe für den Rückbau zu entwickeln. Diese Forschung ist entscheidend, um den Lehm-Dünnbettmörtel in großem Maßstab einsetzen zu können und die Nachhaltigkeit im Bauwesen weiter voranzutreiben.

Das Ingenieurbüro Brauer wird ergänzend dazu Mauerwerksuntersuchungen und Tests zur mechanischen Festigkeit durchführen, um den Mörtel für erweiterte Anwendungsbereiche zu optimieren. Ziel ist es, durch diese Untersuchungen die bauaufsichtliche Zulassung für weitere Einsatzgebiete zu erlangen. Außerdem wird im Rahmen des Projekts an der Anpassung des Mörtels für verschiedene Steinarten gearbeitet. Insbesondere im Hinblick auf tragende Mauerwerke mit Lehm-Dünnbettmörtel werden unterschiedliche Möglichkeiten zur Gestaltung der Wandaußenseite getestet, die ebenfalls sortenrein trennbar sein müssen.

Insgesamt zeigt die Arbeit von ClayTec und seinen Partnern, dass der Lehm-Dünnbettmörtel nicht nur ein innovatives, sondern auch ein zukunftsweisendes Produkt für die Bauindustrie ist, das dazu beitragen könnte, die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen entscheidend voranzubringen.

 

Guido Pohlmann

Dinklage

Tel.: 04443/9500-39
pohlmann@riesselmann.net